Was haben Schlacht bei Nikopolis und der Sieg von Pharnakes II. mit „Veni, vidi, vici.“ – „Ich kam, sah und siegte.“ gemeinsam? Kaum ein Spruch aus der Antike ist so bekannt wie dieser Ausspruch Julius Caesars. Vielen ist er heute vor allem aus den Asterix-Comics vertraut, in denen der römische Feldherr immer wieder mit stolzer Miene gegen die unbeugsamen Gallier kämpft – und dabei gelegentlich genau diesen Satz bemüht. Doch so beliebt das Zitat im popkulturellen Kontext auch ist, so weit entfernt ist es von seinem tatsächlichen Ursprung.
Denn entgegen der weitverbreiteten Annahme stammt dieses berühmte Wortspiel nicht aus Caesars gallischen Feldzügen, sondern aus einem ganz anderen historischen Zusammenhang: der Schlacht bei Zela im Jahr 47 v. Chr. Hier sprach Caesar die Worte nach einem kurzen, aber entschlossenen Feldzug in Kleinasien – einer Episode, die eng mit den Ereignissen rund um die Schlacht von Nikopolis im Jahr zuvor verknüpft ist.
Mit diesem Beitrag möchte ich die historischen Hintergründe dieser beiden Schlachten beleuchten und ihre dramatischen Wendungen sowie ihre Auswirkungen auf die römische Welt zeigen.
Steckbrief: Mithridases VI. Eupator
Pharnakes II. war ein König hellenistischer Herkunft, der etwa von 63 bis 47 v. Chr. lebte. Er war der Sohn des berühmten Mithridates VI. Eupator, des langjährigen Gegners Roms in Kleinasien. Nach dem Untergang seines Vaters übernahm Pharnakes die Macht im Bosporanischen Reich am Schwarzen Meer. Seine Herrschaft war geprägt vom Versuch, das unter römische Kontrolle geratene Pontosreich seines Vaters wiederherzustellen.
Pharnakes’ Weg zur Macht war brutal: Nach dem endgültigen Scheitern seines Vaters im dritten Mithridatischen Krieg (63 v. Chr.) soll er Mithridates getötet oder ihn zum Selbstmord gezwungen haben, um selbst an die Spitze zu gelangen.
Die Vorgeschichte: Die Schlacht von Nikopolis (48 v. Chr.)
Pharnakes II., Sohn des berüchtigten Mithridates VI., ist eine faszinierende Figur der Antike. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 63 v. Chr., der sich nach einem verlorenen Aufstand das Leben nahm, verblieb Pharnakes nur ein Bruchteil der einstigen pontischen Macht – das Bosporanische Reich. Doch der ungebrochene Ehrgeiz, das Erbe seines Vaters wiederaufzubauen, trieb ihn zu spektakulären Taten.
Das römische Imperium in der Krise
Der römische Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius riss das Imperium ins Chaos – und genau darin witterte Pharnakes seine Chance. Während sich die römischen Legionen gegenseitig aufrieben, schlug der ehrgeizige König von Pontos 49/48 v. Chr. zu. Mit einer klugen Mischung aus aus militärischer Gewalt und diplomatischer List machte er sich daran, die einst verlorenen Gebiete seines Vaters zurückzuerobern: Pontos, Kappadokien, Armenien – ein Land nach dem anderen fiel zurück unter seine Kontrolle. Rom war abgelenkt – und Pharnakes wusste das gnadenlos zu nutzen.
Vom Bürgerkrieg zum Grenzkrieg: Rom verliert den Osten aus den Augen
Während Caesar im Bürgerkrieg an allen Fronten gefordert war, erreichte ihn eine beunruhigende Nachricht aus dem Osten: Pharnakes, der Sohn von Mithridates, war auf dem Vormarsch und bedrohte die römischen Interessen in Kleinasien.
Caesar musste reagieren – weil er selbst nicht überall gleichzeitig sein konnte, schickte er seinen Legaten Gnaeus Domitius Calvinus in das Krisengebiet, um Pharnakes aufzuhalten.
Steckbrief: Pharnakes II. von Pontos
Pharnakes II. war ein König hellenistischer Herkunft, der etwa von 63 bis 47 v. Chr. lebte. Er war der Sohn des berühmten Mithridates VI. Eupator, des langjährigen Gegners Roms in Kleinasien. Nach dem Untergang seines Vaters übernahm Pharnakes die Macht im Bosporanischen Reich am Schwarzen Meer. Seine Herrschaft war geprägt vom Versuch, das unter römische Kontrolle geratene Pontosreich seines Vaters wiederherzustellen.
Pharnakes’ Weg zur Macht war brutal: Nach dem endgültigen Scheitern seines Vaters im dritten Mithridatischen Krieg (63 v. Chr.) soll er Mithridates getötet oder ihn zum Selbstmord gezwungen haben, um selbst an die Spitze zu gelangen.
Die Schlacht von Nikopolis und ihre fatalen Folgen
Das Heer von Gnaeus Domitius Calvinus bestand aus zwei Legionen, wobei nur eine kampferfahren war, und galatischen sowie kappadokischen Hilfstruppen. Von Anfang an war Calvinus in einer schwierigen Position. Seine Truppen waren schlecht koordiniert und zahlenmäßig vermutlich unterlegen.
Pharnakes hingegen führte ein kampferprobtes Heer, bestehend aus Veteranen seines Vaters sowie thrakischen, skythischen und pontischen Einheiten. Strategisch geschickt wählte er die Stadt Nikopolis als Ort der Schlacht, wo er in einer gut verteidigten Stellung auf die Römer wartete.
Der Verlauf der Schlacht:
- Römische Offensive: Calvinus entschied sich trotz der schwierigen Topografie für einen Frontalangriff auf die befestigte Stellung von Pharnakes. Diese Entscheidung erwies sich als fatal.
- Zusammenbruch der Hilfstruppen: Die unerfahrenen galatischen und kappadokischen Truppen der Römer brachen schnell unter feindlichem Druck zusammen.
- Standhaftigkeit der Legio XXXVI: Die beste Einheit des römischen Heeres kämpfte tapfer, musste jedoch schließlich geordnet zurückweichen.
- Massaker bei der Verfolgung: Pharnakes setzte nach und vernichtete große Teile des fliehenden Heeres.
Wo lag die antike Stadt Nikopolis?
Die Stadt Nikopolis, in der Pharnakes 48 v. Chr. den römischen Legaten Gnaeus Domitius Calvinus besiegte, lag in der antiken Landschaft Pontos im Nordosten der heutigen Türkei.
Heutige Lage:
Die antike Stadt Nikopolis befand sich vermutlich in der Nähe des heutigen Ortes Koyulhisar (früher: Köylühisar) in der türkischen Provinz Sivas. Die genaue Lage ist unter Archäologen nicht ganz unumstritten, aber Koyulhisar gilt als die wahrscheinlichste Stelle für das antike Nikopolis dieser Schlacht.
Ein herber Rückschlag für Rom
Die Niederlage bei Nikopolis war ein herber Rückschlag für Rom. Pharnakes erlangte vorübergehend die Kontrolle über Pontos und angrenzende Gebiete. Doch sein Triumph war von kurzer Dauer. Caesar, der zu dieser Zeit in Ägypten die Krise um Kleopatra und Ptolemaios löste, reagierte schnell. Innerhalb eines Jahres eilte er nach Anatolien, wo er Pharnakes in der berühmten Schlacht von Zela vernichtend schlug. Dieses Ereignis brachte Caesars ikonische Worte „Veni, vidi, vici“ hervor.Die Kehrtwende bei Zela (47 v. Chr.)
Der Kampf bei Zela stellte eine dramatische Entgegnung auf die vorherige Niederlage bei Nikopolis dar. Pharnakes, beflügelt von seinem jüngsten Erfolg, bereitete sich darauf vor, gegen den unerwartet schnell heranmarschierenden Caesar zu kämpfen. Doch die Schlacht selbst verlief nahezu blitzartig.
Eine Meisterleistung römischer Taktik
Caesar befahl seinen Truppen während des Lagerschlagens einen überraschenden Angriff. Der Effekt war durchschlagend:- Überraschungsmoment: Der Angriff vereitelte die strategische Planung von Pharnakes fast augenblicklich.
- Römischer Sieg: Die erfahrenen Legionen Caesars brachen die Linien der pontischen Truppen, die bald darauf in Flucht gerieten.
- Ende von Pharnakes‘ Ambitionen: Pharnakes wurde später in seiner Heimat im Zuge eines lokalen Machtkampfes getötet.

Mythos und Realität von „Veni, vidi, vici“
Ein meisterhafter PR-Move
Caesars Satz „Veni, vidi, vici“ war weit mehr als eine einfache Beschreibung des Feldzuges. Es war eine politisch kalkulierte Nachricht an Rom, die seine Macht und Entschlossenheit betonte, selbst in den chaotischsten Zeiten. Die weit verbreitete Annahme, dass dieser Satz in Gallien geprägt wurde, ist auf spätere Fehlinterpretationen zurückzuführen. Die historischen Quellen wie Sueton, Plutarch und Appian bestätigen jedoch den Zusammenhang mit Zela und nicht mit Gallien.Die Bedeutung von Nikopolis in der Geschichte
Die Schlacht von Nikopolis war mehr als nur ein weiterer Konflikt in der langen Geschichte der römischen Expansion. Sie zeigte:
- Römische Verletzlichkeit: Trotz ihrer Macht war die römische Kontrolle über entlegene Provinzen keineswegs lückenlos.
- Ambitionen eines Erbes: Pharnakes‘ Versuch, das Erbe seines Vaters wiederzubeleben, unterstrich die anhaltende Herausforderung, die ehemalige Gegenspieler für Rom darstellen konnten.
- Strategische Lektionen: Calvinus‘ Niederlage diente als Mahnung, dass schlecht vorbereitete Armeen und ambitionierte Angriffe katastrophale Konsequenzen haben können.
Ein Blick auf die Quellenlage
Unser Wissen über die Schlacht von Nikopolis ist begrenzt und stützt sich auf einige antike Historiker, darunter:-
- Cassius Dio schildert das Ereignis als einen kurzen, aber bedeutenden Rückschlag für die Römer.
- Appian liefert Einzelheiten zu Pharnakes’ Ambitionen und römischen Niederlagen.
- Caesar erwähnt die Folgeereignisse im „Bellum Alexandrinum,“ wobei sein Fokus auf seinem eigenen Sieg bei Zela liegt.
Nachklang: Die Schlachten von Nikopolis und Zela
Die Schlachten von Nikopolis und Zela verkörpern den Konflikt zwischen römischem Imperialismus und den letzten Widerstandsversuchen hellenistischer Dynastien.
Zwei Schlachten, zwei Lektionen
Nikopolis und Zela sind zwei Seiten derselben Medaille. Die römische Literatur zeigt die Hybris eines Mannes, der glaubte, die Schwäche Roms ausnutzen zu können, nur um an seiner eigenen Überheblichkeit zu scheitern. Die andere zeigt die Brillanz eines Feldherrn, der in der Lage war, selbst in den schwierigsten Zeiten die Kontrolle zu behalten und seine Gegner mit Präzision zu vernichten.
Diese beiden Schlachten sind letztlich Lehrstücke über Macht, Strategie und die Gefahren der Selbstüberschätzung. Während Nikopolis als Mahnung dient, dass Hybris oft den eigenen Untergang bedeutet, ist Zela ein Beweis dafür, dass wahre Größe in der Fähigkeit liegt, schnell und entschlossen zu handeln.
Fazit: Die Schlacht um die Deutungshoheit
Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben – und Zela ist der Beweis dafür. Während Nikopolis in der historischen Erinnerung verblasst, bleibt Zela unvergessen, nicht zuletzt dank Caesars ikonischem Satz. Doch gerade mit dieser Gegenüberstellung bleibt am Ende die Frage: Ist es die Hybris oder der Triumph, der uns mehr lehrt?